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Daniel Wilhelm
CEO

Ihr 3D-Messtechnik Spezialist für taktile Messtechnik.

Aktualisiert am 09.02.2022 - Lesedauer: ca. 3 Minuten

ISO 1302 – Norm für Oberflächen

Die DIN EN ISO 1302 ist die in Deutschland gebräuchliche Norm zur Angabe der Beschaffenheit der Oberfläche eines Werkstücks und wie sie in einer Fachzeichnung einzutragen ist und fällt daher in den Bereich der Oberflächenmessungen.

Diese Norm ist unverändert von der ISO 1302 für Deutschland übernommen worden. Ihre Bezeichnung ist „Geometrische Produktspezifikation (GPS) – Angabe der Oberflächenbeschaffenheit in der technischen Produktdokumentation.“

Die Deutsche Fassung der EN ISO 1302 ist im Jahr 2002 in Kraft getreten.
Sie ist nicht mit der DIN 1302 zu verwechseln.

Diese Norm besagt etwas vollkommen anderes und steht mit der DIN EN ISO 1302 in keinerlei Bezug.

Da die DIN EN ISO 1302 mit der ISO 1302 wortidentisch ist, wird im weiteren Text nur der internationale Titel verwendet. Dies soll Verwechslungen zur DIN 1302 vermeiden.

Din en iso 1302

Inhalte der ISO 1302

Die ISO 1302 gibt an, wie die Beschaffenheit einer Oberfläche eines Werkstücks definiert und in einer Zeichnung exakt dargestellt wird.

Der zentrale Sachverhalt, der in dieser Norm behandelt wird, ist die „Rauheit„.

Eigenschaften von Rauheit

Die Messgrößen von Rauheit sind gemäß der Norm ISO 1302 die

Allen Rauheitsmessgrößen ist der Mikrometer [µm] das zu Grunde liegende Standard-Maß.Die Rautiefe ist der Maximalwert, gemessen aus einem Bezugsprofil und einem Grundprofil.

Das „Bezugsprofil“ ist die Spitze des größten „Bergs“ einer rauen Oberfläche. Das Grundprofil ist die Sohle des tiefsten „Tals“ einer rauen Oberfläche. Daraus ergibt sich die Rautiefe als Maximalwert zwischen Bergspitze und Talsohle.

Die Rautiefe wird gemäß ISO 1302 mit „Rt“ abgekürzt.Die gemittelte Rautiefe ist nach ISO 1302 ein Mittelwert, welcher nach arithmetischen Verfahren aus fünf ausgewählten, einzelnen Rautiefen ermittelt wird.

Er gibt nur eine punktuelle Angabe über die Beschaffenheit einer Oberfläche an. Die gemittelte Rautiefe wird mit „Rz“ abgekürzt

Der Mittenrauwert ist ein arithmetischer Mittelwert, der aus allen Rautiefen einer Oberfläche um eine gedachte Mittellinie ermittelt wird. Die Mittellinie wird vorher aus der Rautiefe festgelegt. Der Mittenrauwert wird mit „Ra“ abgekürzt.

Die Norm bietet noch einige andere Messgrößen rund um die Rauheit an. Diese drei Messgrößen sind jedoch die wichtigsten.

Angaben von Rauheit

Die Rauheit wird gemäß Norm durch Rauheitskennzahlen angegeben. Für die Angabe in einer technischen Zeichnung sind nur die Mittenrauwerte Ra maßgeblich.

Die Rauheitskennzahlen sind mit einem vorgeschalteten „N“ definiert. Es gibt die Kennzahlen N1 bis N12. Sie umfassen einen Bereich von Ra 0,025 bis 50 µm

Typische Rauheiten gemäß ISO 1302

Die Rauheiten eines Werkstücks resultieren aus den Verfahren rund um Herstellung und Bearbeitung.

Sie können als Folge angesehen werden oder werden absichtlich in der gewünschten Weise erzielt.

Typische Rauheiten bei Herstellung gemäß ISO 1302 sind:

Sandformgießen

Ra N10 bis N12 – entspricht einer Mittenrautiefe von 12,5 bis 50 µm

Druckgießen

Ra N6 bis N11 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,8 bis 25 µm

Gesenkschmieden

Ra N7 bis N11- entspricht einer Mittenrautiefe von 1,6 bis 25 µm

Blechtiefziehen

Ra N4 bis N9 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,2 bis 6,3 µm

Walzen

Ra N4 bis N10 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,2 bis12,5 µm

Schneiden

Ra N7 bis N10 – entspricht einer Mittenrautiefe von 1,6 bis 12,5 µm

Drehen

Ra N4 bis N11 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,2 bis 25 µm

Bohren

Ra N7 bis N11 – entspricht einer Mittenrautiefe von 1,6 bis 25 µm

Fräsen

Ra N5 bis N11 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,8 bis 25 µm

Schleifen

Ra N1 bis N8 – entspricht einer Mittenrautiefe von 0,025 bis 3,2 µm

Die gemittelten Rautiefen Rz übertreffen die Mittenrauwerte Ra um das 4-5 fache!

Für die besonders feinen Schleifverfahren wie Polieren oder Läppen wurde noch die zusätzliche Rauheitskennzahl N0 eingeführt.

Sie entspricht einer Ra von 0,008 bis 0,006. Der Bereich des Polierens ist nicht in der Norm ISO 1302 definiert. Man kann sich aber auf folgende Unterscheidung einlassen:

Stein-Politur: N9 bis N7
Leinenstrich-Politur: N6 bis N4
Diamantpasten-Hochglanz-Politur: N3 bis N0

Genormte Terminologie für Bearbeitung und Rautiefe

Die ISO 1302 schlägt eine exakte terminologische Definition von Rautiefen und ihrer zugehörigem Erscheinungsbild vor:

  • Unbearbeitete, urgeformte Bauteile (z.B. Rohgussteile): Keine Angabe der Rautiefe bzw. Winkel mit Kreis
  • Geschruppte Bauteile: Riefen sind sichtbar und fühlbar: Ab Rz 100
  • Geschlichtete Bauteile: Riefen sind noch sichtbar: Ab Rz 25
  • Feingeschlichtete Bauteile: Riefen sind nicht mehr sichtbar, das Bauteil ist aber „matt“: Ab Rz 6,3
  • Feinstbearbeitete Bauteile: Das Bauteil glänzt oder spiegelt: Ab Rz 2

Zeichnerische Darstellung der Rautiefe gemäß ISO 1302

Die vollständige, umfassende Rautiefe mit allen dazu möglichen Angaben wird mit einem auf der Spitze stehendem, gleichseitigem Dreieck mit rechts angehängter Fahne (Verlängerung des rechten Schenkels und waagerechter Strich nach rechts) und fünf Werten dargestellt. Es sieht dem mathematischen Symbol der Wurzel ähnlich.

Links unten neben der Spitze des Dreiecks wird die Bearbeitungszugabe in Millimeter angegeben.

Rechts unten neben der Spitze des Dreiecks wird die Angabe der Beschaffenheit der Oberfläche in Bezug auf Rillen und Richtung der Rillen angegeben.

Oberhalb der Fahne wird eine Angabe zum Fertigungsverfahren oder zur Oberflächenbehandlung, einschließlich Beschichtung definiert.

Rechts unten in die Ecke kommt die allgemeine Angabe zur Beschaffenheit der Oberfläche.
Unterhalb der Fahne wird der Rz Wert angegeben.

Wenn kein Schleifen oder Polieren an der Oberfläche vorgesehen ist, genügen die beiden im 60° Winkel zueinander stehenden Linien.

Das Symbol darf jedoch nicht für sich alleine stehen, sondern muss durch die benannten Angaben weiter definiert werden.

Ist die Oberfläche im Punkt Rauheit unkritisch und darf der produktionstypischen Rauheit entsprechen, wird auf eine nähere Angabe verzichtet. Soll jedoch extra betont werden, dass eine Oberfläche keine zusätzliche, abtragende Bearbeitung benötigt, wird ein Kreis in den Winkel eingefügt.

Die Fachkräfte bevorzugen in der Regel genaue Angaben, auf die sie sich im Zweifelsfall beziehen können. Eine fehlende Angabe kann theoretisch auch immer „vergessen“ worden sein, so dass durch Nachfragen viel Zeit verloren geht. Das kann man durch eine umfassende Angabe aller relevanten Vorgaben an einer Zeichnung vermeiden.

Wenn die Oberflächenangabe für die gesamte, umhüllende Oberfläche eines Bauteils gilt, wird an die Oberflächenangabe ein zusätzlicher Kreis angehängt.

Hierbei muss genau auf die Position des Kreises geachtet werden, damit er nicht mit dem Symbol für die „unzerspante Oberfläche“ verwechselt wird: In diesem Fall wird der Kreis exakt in den Winkel zwischen Schenkel und Fahne positioniert.

Bei den Angaben zur Rautiefe muss mit benannt werden, welche Messgröße (Ra oder Rz) angewendet wird.

Rillen gemäß ISO 1302

Die ISO 1302 gibt genau an, wie eine gerillte Oberfläche an einer Zeichnung einzutragen ist. Gerillte Oberflächen sind akzeptierte oder gewollte, starke Rauheiten.

Eine Rille unterscheidet sich zur allgemeinen Rauheit durch eine gleichförmige Richtung. Sie können linear oder radial angeordnet sein.

Symbole für die Rillenrichtung:

M : Mehrfache Rillenrichtung – die Rillen haben keine feste Richtung: geläppte und andere, feinstbearbeitete Oberflächen

C: Konzentrische Rillenrichtung – die Rillen liegen kreisförmig, wie sie beispielsweise beim Abdrehen der Vorderkante eines Drehteils entstehen.

R: Radiale Rillenrichtung – die Rillen beschreiben einen oder mehrere Bögen

X: Gekreuzte Rillenrichtung – die Rillen sind gerade und kreuzen sich (z.b. beim Honen einer Laufbuchse)

? : Senkrechte Rillenrichtung – die Rillen sind gerade und stehen senkrecht aufeinander

P: Plan – keine Rillen
=: Die Rillen verlaufen parallel zur Projektionsebene (Hobelverfahren)

Position des Symbols

Die Form des Symbols wurde gewählt, damit es mit seiner Spitze exakt die zu bearbeitende Oberfläche berühren kann.

Es wird immer in Richtung der zu bearbeitenden Fläche gedreht bzw. steht senkrecht auf ihr. Die Angaben werden entsprechend der Drehrichtung des Symbols ebenfalls mit gedreht.

Prüfen der Rauheit

Die ISO 1302 gibt keine Angaben darüber an, wie eine Rauheit zu überprüfen ist. Sie ist nur für die bildhafte Darstellung in einer technische Zeichnung vorgesehen.

Die DIN EN ISO 4288 gibt jedoch das Tastschnittverfahren zur Messung einer Rauheit an.

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