DIN ISO 2768
Daniel Wilhelm
Ihr 3D-Messtechnik Spezialist für taktile Messtechnik.
Standardwerk für die technische Mechanik
Die DIN 2768 war der Normenstandard für Allgemeintoleranzen sowie für Toleranzen für Längen- und Winkelmaße bis Mitte 2021. Mit diesem seit 1991 gültigem Standardwerk wurde sicher gestellt, dass für bestimmte Bedingungen die gleichen Toleranzen angewendet werden. Das vereinfacht die Fertigung von Serienteilen erheblich. Außerdem ermöglicht diese Standardisierung die Herstellung passender Mess- und Prüfmittel. Die mittlerweile über 30 Jahre alte Norm ist für moderne technische Herausforderungen aber immer weniger anwendbar. Deshalb wurde sie durch die DIN EN ISO 22081 ersetzt.
Widerstand bei den Anwendern
Das herausragende Merkmal der DIN 2786 waren die allgemeingültigen Toleranztabellen. Sie gaben ein sicheres Gerüst, an denen sich europaweit Konstrukteure und Werker orientieren konnten. In der neuen Norm fehlen diese Tabellen. Vielmehr liegt die Bestimmung der Toleranz nun in der alleinigen Verantwortung des Konstrukteurs. Hier regt sich Widerstand und viele Unternehmen arbeiten nach wie vor mit der DIN ISO 2768.
Anwendung der ISO 2768
Der besondere Komfort der DIN ISO 2768 bestand darin, bei Verwendung ihrer Allgemeintoleranzen sich die gesamten Toleranzangaben in einer Zeichnung sparen zu können. Es genügt ein Hinweis im Schriftfeld „Iso 2768 mK“ oder „ISO 2768 M“. Jeder Anwender, der mit der Norm vertraut ist, weiß in diesem Fall, wie die Bauteile auszusehen haben und braucht sie nicht mehr separate – beispielsweise „Passung H7“ – anzugeben. In der neuen Norm entfällt dieser Vorteil. Das macht die Zeichnungen dichter und erhöht den Aufwand.
Toleranztabellen der ISO 2768
Das Herzstück der Norm sind ihre Toleranztabellen. Sie gibt Toleranzen für drei Maßtypen vor:
- Längenmaße
- Durchmesser
- Winkelmaße
Die Toleranz wird in vier Klassen angegeben:
- fein (f)
- mittel (m)
- grob (g)
- sehr grob (g)
In der Feinabstufung liegt der Toleranzbereich bei +- 0,05 mm oder 5/100. In der Grobabstufung sind es nur noch +- 5/10.
Bei den Winkeln liegt die Feinabstufung bei +- 1°. Für eine sehr grobe Einstufung genügt eine Toleranz von +-3°, abhängig von der Schenkellänge.
Welche Toleranz für welche Anwendung?
Die anzuwendende Toleranz muss aus folgenden Parametern ermittelt werden:
- technische Herstellbarkeit
- technische Erforderlichtkeit
- Wirtschaftlichkeit
- zusätzliche Faktoren.
Eine Toleranz muss sinnvoll technisch herstellbar sein. Stahl auf Mikrometer genau abzuschleifen ist möglich, bei Holz geht das nicht. Die technische Erforderlichkeit zeigt sich in der Anwendung. Ein Automotor oder ein Uhrwerk erfordern wesentlich geringere Toleranzen als ein Schaltschrankgehäuse. Zusätzliche Faktoren wie Wärmeausdehnung, Schmierfähigkeit oder Abriebfestigkeit nehmen ebenfalls Einfluss auf die Toleranzbestimmung. Schließlich muss die Herstellung der Toleranz nach DIN ISO 2768 auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Grundsätzlich gilt, je enger die Toleranz gewählt ist, desto teurer ist es, sie zu erreichen.
ISO 2768 MK – Abgesang oder Rückkehr?
Das letzte Wort ist bei der Abschaffung der DIN ISO 2768 noch nicht gesprochen. Die Verwendung ihrer Toleranztabellen ist noch gängige Praxis. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass sie wieder in Kraft tritt.